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 Kapitel 5 (Sargan, Aliena)

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Meridiani
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BeitragThema: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Aug 31, 2014 9:48 pm

Alles versank im heillosem Chaos. Noch vor weniger als einer Stunde hatte Aliena in ihrer Stube gesessen und ein Buch gelesen. Sie kamen wie aus dem Nichts, auf schnellen Pferden, mit lautem Getöse und brennenden Fackeln. Erschreckte Schreie hallten durch die Straßen und Männer sowie Frauen huschten in ihre Häuser, schlossen Fenster und Türen aus Hoffnung dort vor den einfallenden Männern in Sicherheit zu sein. Kurz darauf stieg schwarzer Qualm ein paar Straßen weiter zum Himmel empor. Zeitgleich konnte sie das Donnern von Pferdehufen vernehmen. Nervös schob sie die Gardinen des kleinen Fensters im Obergeschoss beiseite um einen Blick auf die Straße zu werfen. Zwei der bewaffneten Reiter stellten sich einer vierköpfigen Familie in den Weg, die wie viele andere auch gerade aus dem Haus stürmten um die Flucht zu ergreifen. Die Reiter, offensichtlich belustigt über den Anblick der flehenden Eltern, ritten den Mann geradewegs zu Boden. Als der eine sein Schwert hob, wandte Aliena ihren Blick ab. Die Schreie auf den Gassen wurden lauter und der beißende Geruch von Rauch wurde immer stärker. In diesem Moment musste sie sich zusammenreissen um nicht ganz in Panik zu verfallen. Flach atmend versuchte sie das Nötigste zusammen zu suchen, kramte in Schubladen und in Schränken.
Ein lautes Krachen lies sie heftig zusammen fahren und sie wusste genau, dass es ihre Haustür war. Zwei Männer sprachen miteinander und liefen mit schweren Schritten im Untergeschoss herum. Schranktüren knarrten und diverse Dinge gingen zu Bruch.
Aliena ließ alles fallen und wandte sich zu dem kleinen Fensterchen. Von dort aus konnte sie auf den Dachbalken des Nachbarhauses klettern, auf der Rückseite hinunter und über eine kleine Mauer ins Freie. Die Schritte wurden lauter, doch als der Mann den oberen Raum betrat, bewegte sich nur der Vorhang sachte im Wind.
Ihr Atem ging schwer und sie musste aufpassen nicht zu stürzen. Die Menschen flohen, trampelten sich gegenseitig nieder. Frauen, Kinder und Männer schrien, weinten, flehten und Fluchten. Sie hatte das Gefühl nicht mehr richtig zu hören, wurde in der Menge mitgerissen und hatte schon bald jegliche Orientierung verloren. Aliena hatte Angst, zuckte jedes Mal zusammen, wenn jeder um sie herum schrie, wenn Hände nach ihr griffen um sie nach hinten zu drängen. Hin und wieder sah sie zwischen den vielen Köpfen die Reiter, wie sie auf ihren Pferden durch die Menge galoppierten und wahllos mit Keulen, Schwertern und Knüppeln auf die Leute einschlugen. Der Rauch war dicht, es war heiß und ließ es nicht zu einen vernünftigen Atemzug zu tun. Mittlerweile stand fast das ganze Dorf in Flammen und hin und wieder war ein lautes Krachen zu hören, wenn Balken oder Dächer in sich zusammen fielen. Aliena versuchte verzweifelt an den Rand der fliehenden Masse zu gelangen, was sich mehr als schwierig gestaltete. Sie hatte die Hoffnung dann irgendwie unbemerkt fort zu können. Doch wie wahrscheinlich war das?
Plötzlich bewegte sich die Menge nach links und Aliena wurde mitgezerrt. Als sie den Kopf über die Schulter wandte sah sie, dass gerade ein Reiter durch die Menge pflügte. Er hinterließ jedoch eine Lücke, durch die sie entkommen konnte. Mit all ihrer Kraft drückte und quetschte sie sich in die entgegengesetzte Richtung, schaffte es sich umzudrehen und bekam just in diesem Moment einen Ellenbogen ins Gesicht. Der starkte Ruck machte es ihr nicht einfach aufrecht zu bleiben und somit wurde sie wieder ein Stück mitgerissen. Trotzdem riss sie sich noch ein Mal zusammen und bahnte sich einen Weg durch die Menge, tat es den anderen gleich, schubste, drängte und schlug nach den panischen Menschen. Die Lücke hatte sich inzwischen wieder zugetan, doch sie meinte, dass es die richtige Richtung sei. In diesem Moment dachte Aliena nicht daran was passieren könnte, sie wollte nur raus aus dieser Masse. Schwer atmend und die Kiefer zusammengepresst stolperte sie plötzlich und fiel gegen eine Hausmauer. Hastig blickte sie sich um. Die Männer waren anderweitig beschäftigt. Eilig huschte sie am Haus entlang und hatte bereits eine Gasse im Visier, in welche sie sich flüchten wollte. Dann wurde sie gepackt und eine Hand die ihren Schrei erstickte presste sich auf ihren Mund. Sie zappelte wild mit Armen und Beinen, versuchte sich irgendwie zu befreien, wurde aber mit eisernem Griff in den Schatten gezerrt.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Nov 16, 2014 6:34 pm

Wie verschreckte Tiere rannten die Menschen, nach einem Ausweg suchend, durch die Straßen.
Aufgescheucht, orientierungslos, verängstigt. Es war das reinste Chaos, das Sargan von einem der Dächer der Stadt beobachten konnte. Die Soldaten metzelten wahllos Frauen, Kinder, Alte, Junge ab, ohne Rücksicht auf Verluste. Wer auch immer für dieses Gemetzel verantwortlich war, hatte keinerlei Skrupel.
Der Aufruhr hatte bereits begonnen, als Sargan in dem eigentlich verschlafenen Dorf Rhevar angekommen war. Die Soldaten waren wie Tiere aus die unbewaffneten Dorfbewohner losgegangen und hatten ihre Häuser und Hütten in Brand gesteckt. Was Sargan bei der ganzen Sache jedoch am meisten wunderte war, dass deutlich zu sehen war, dass die Soldaten dem König von Theisea gehörten. Der gehörnte Löwe prankte auf den Wappenröcken der Männer und niemand schien sich die Mühe zu machen, das blaugraue Wappen zu verbergen.
Doch im Grunde war das nicht seine Angelegenheit. Er war wegen etwas anderem hier, etwas viel wichtigerem. Seit Monaten war er auf der Suche nach ihr und hatte endlich einen richtigen Anhaltspunkt gefunden. Das Gewimmel in den Straßen verkomplizierte die Sache nun jedoch ein wenig. Er musste in dem Chaos eine einzige Frau finden und er hoffte inständig, dass sie nicht bereits den Schwertern der Soldaten zum Opfer gefallen war ... Doch irgendwie bezweifelte er das. Diese Frau würde nicht sterben. Nicht solange ihr Schicksal nicht erfüllt war.
Der Geruch von verbranntem Fleisch und Holz biss in seine Nase und holte ihn wieder aus seinen Gedanken. In dem Rauch konnte man Sargan in seiner dunklen Ledermontur kaum ausmachen, doch er hatte hier einen einigermaßen guten Überblick. Er griff mit einer Hand in eine kleine Tasche an seinem Gürtel und zog aus jener einen kleinen, roten Stein. Er pulsierte leicht und trotz seiner Handschuhe, konnte Sargan die Hitze des Steins spüren, dessen Inneres sich wie ein reißender Fluss zu bewegen schien. Ja ... Hier musste sie sein. Eine junge Frau, grade mal anfang 20. Mehr wusste Sargan nicht. Recht wenig Informationen, doch er hatte immernoch seinen achten Sinn, auf den er sich verlassen konnte.
Langsam zog er sich die Kapuze über, sowie er das schwarze Tuch vor seinen verunstaltenen Mund zog, einmal um die Frau nicht zu erschrecken, anderseits um den beißenden Qualm nicht weiter einzuatmen. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als sich in die Menge zu begeben und so lange zu suchen, bis er nahe genug an jener Frau dran war, bis eben jener achter Sinn anschlug. Und somit rutschte er die Dachziegel hinunter und landete dann mit einem beinahe lautlosen Satz in der Menge.
Plötzlich schlug alles um: Hatte er noch wenige Augenblicke zuvor einen guten Überblick, war er jetzt in dem Chaos gefangen. Überall spürte er Körper gegen sich drücken und drängen, Schreie und Kreischen überdeckten jegliches anderes Geräusch ... Doch er musste konzentriert bleiben.
Es dauerte nur wenige Sekunden und er hatte den Strom durchschaut, konnte sich durch die Menge bewegen, als würde er sich von einem reißenden Fluß tragen. Seine Schritte waren präzise, seine Sinne wieder genauso scharf wie oben auf dem Dach und jetzt zählte nur noch eines: Diese Frau finden.
Und es dauerte zu seiner Überraschung nicht allzu lange. Kurz nachdem er sich unter einem Reiter weggeduckt hatte, der somit einem Bauern mit Mistgabel seine Axt in den Rumpf rammte, spürte er es. Sein Blut begann zu kochen, Stimmen wurden in seinem Kopf laut. Da war sie ... Direkt vor ihm. Ein schwarz gelockter Kopf einer jungen, mageren Frau.
Er überlegte nicht lange, noch zögerte er. Er packte ihren Arm und spürte sofort, wie das Feuer in seinen Adern zu einem stechenden und dennoch wohltuenden Schmerz wurde. Sie war es, eindeutig. In seiner anderen Hand pulsierte der rote Stein wie wild und das war schon Zeichen genug. Sargan merkte jedoch, wie sich die Frau anspannte und rein aus Instinkt, ließ er den Stein schnell in seiner Tasche verschwinden und nutzte seine nun freie Hand, um sie der Frau auf den Mund zu legen. Auch wenn ihr Schreien wahrscheinlich untergehen würde in der Menge, wollte er doch nichts riskieren. Dass ihn vorhin bereits einer der Soldaten gesehen hatte, war schon beunruhigend genug.
Also packte er die Frau, drängte sich, nun ein wenig aus dem Rythmus gebracht, ein wenig unbeholfen durch die immernoch flüchtenden Menschen in eine Gasse. Eines der beiden Häuser, dass die Gasse säumte, brannte bereits, weshalb ihnen nicht viel Zeit blieb. Er drückte die Frau vor sich an die Wand und nahm langsam die Hand von ihrem Mund, nur um einen Finger wieder vor ihre Lippen zu legen. "Shh, kein Geschrei. Ich bring dich hier raus." Seine Stimme war durch die Maske nicht mehr als ein tieres Brummen während er sprach und sich ihr Gesicht einprägte. Die Frau vor ihm war ... Nun. Nicht ganz das, was er erwartet hatte. Sie war mager und nicht sonderlich kräftig gebaut, war blass und wirkte schon fast kränklich, durch den Kontrast ihrer Haut zu dem dunklen, gelockten Haar. Und doch strahlten ihre blauen Augen etwas besonderes aus. Etwas, das ihn einige Sekunden packte. Bis er sich losriss und den Griff um ihren Arm wieder verfestigte.
Seit langem spürte er wiedereinmal, wie sein Herz unregelmäßig und unkontrollierbar schlug. Aufregung ... Aufregung, die er nicht kontrollieren konnte. Er hatte sie endlich gefunden, die Frau, nach der er so lange gesucht hatte. Hätte er es gewollt, hätte sich unter der Maske auf seinen Lippen vielleicht ein schmales, triumphierendes Lächeln gezeigt, doch jedes Wort, jede Mimik, zerrte nur weiter an seinem ganzen Gesicht und rief zu vieles wach, was ihn jetzt aus dem Konzept bringen würde. Somit rang er um Beherrschung und tauchte wieder in der Menge unter, versuchte sich dem Strom anzupassen. Anfangs war es durch den Balast hinter sich, eine ungemeine Herausforderung, doch schon bald glitten er und die junge Frau hinter sich, wie Schatten durch die Menge und es dauerte auch nicht mehr lange, bis jene sich immer weiter auflöste, umso näher sie an den Wald kamen.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptyMo Nov 17, 2014 11:49 pm

Der Schrecken unterband plötzlich alle Gedanken, die Aliena wenige Sekunden zuvor noch hatte. Sie lies sich wie eine Puppe in die Gasse ziehen und realisierte im ersten Moment nicht ganz, was geschah. Sie fühlte wie die Hand von ihrem Mund schwand, nur um ihr gleich mit einer Geste zu bedeuten, dass sie still sein sollte. Gleichzeitig schwindelte es ihr einen kurzen Moment und das Blut rauschte in ihren Ohren so sehr, dass der Laut von gesprochenen Worten nur verzerrt zu ihr durchdrang.
Der Schrecken lies sie los und ihr kam es vor, als würde alles in ihrer unmittelbaren Umgebung zusammen brechen. Ihr Körper fuhr kurz zusammen und ihre blauen Augen weiteten sich. Erst jetzt spürte sie den festen Griff des fremden um ihren Arm. Er ragte vor ihr in die Höhe wie ein Riese, sodass sie den Kopf heben musste, um ihn an zu sehen. Aber alles, was Aliena erkennen konnte, waren Schatten. Er verhüllte sein Gesicht mit Kapuze und Tuch, nicht einmal ein Glänzen verriet, wo sich seine Augen verbargen.
Ein helles Licht hinter ihm lies seine Konturen einen Moment noch genauer wirken.
In dieser Gasse hatte ebenfalls ein Haus Feuer gefangen, welches sich nun in zerstörerischer Wut durch das Mauerwerk fraß und drohte auf das danebenstehende überzulaufen. Aliena hatte keine Zeit sich darum zu sorgen. Der Fremde zog sie wieder in die Menge und lies ihr keine andere Wahl als zu folgen.
Ein weiteres Mal quetschten sich Leiber an ihr vorbei, sie schubsten, drängten und schlugen. Hin und wieder glaubte sie das Wiehern eines Pferdes irgendwo in der Menge ausmachen zu können, die vielen Schreie und Stimmen ließen aber nicht vermuten, woher es kam.Der Fremde Mann machte es ihr alles andere als leicht Schritt zu halten. Er schien ebenso erpicht darauf zu sein schnellstmöglich diesem Chaos zu entfliehen, doch was dann? Für Aliena stand fest, dass sie ihm irgendwie entwischen musste. In dem Augenblick, wo er vor ihr gestanden hatte, wirkte er genauso bedrohlich auf sie wie das Feuer, die Soldaten, der Tod. Womöglich gehörte er auch zu diesen elenden Brandschatzern, diesen Bastarden, die in weniger als zwei Stunden ganz Rhevar in Schutt und Asche legten. Die Menschen und Straßen, das Feuer und die Soldaten huschten an ihr vorüber während sie dem Mann folgte. Nach einer Weile begriff sie, dass das Stimmengewirr leiser wurde und sie sich auf den Feldern vor dem Dorf befanden. Er hielt schnurstracks auf die Wälder zu und bewegte sich noch immer schnellen Schrittes vorwärts. Mit einem kräftigen Ruck entzog Aliena ihren Arm seinem Griff, geriet aus dem Gleichgewicht und hatte Mühe sich vor dem Fall zu bewahren. Aus den Augenwinkeln warf sie ihm einen angsterfüllten Blick zu, wandte sich ab und sprintete davon.
In ihrem tiefsten Innern vermutete sie, dass es ihr wohl kaum etwas bringen würde. Doch was dann? Was sollte sie tun, wohin sollte sie gehen, wo sollte sie sich verstecken?
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySa Nov 22, 2014 5:01 pm

Sie waren bereits auf den Feldern vor Rhevar, wo sich andere Flüchtlinge durch den kaum sprießenden Anbau kämpften. Sargan steuerte auf ein Feld mit kleinen Kartoffelsprößlingen zu, hinter dem der Wald sie mit offenen Armen begrüßte, doch dann spürte er einen kräftigen Ruck und im nächsten Moment hatte sich das Mädchen aus seinem Griff entzogen. Ruckartig wandte er sich um, starrte in ein angsterfülltes Gesicht, welches dann jedoch sofort sich umwandte und davonsprintete.
"Dummes Kind ..." Knurrte er und verbrachte keine weitere Sekunde mit Zögern, hechtete ihr nach und es war ein leichtes für ihn sie kurzerhand einzuholen, an der Schulter zu packen und herumzureißen.
Mit einer hastigen Bewegung zog er sich die Kapuze und das Tuch vom Gesicht und starrte die junge Frau mit einem Blick an, der keinerlei Widerspruch zuließ. "Spinnst du?! Wir müssen hier weg und haben keine Zeit für Spielchen!" Er hatte gedacht, dass das Entreißen seiner "Verhüllung" ihr vielleicht ein wenig mehr Einblicke gab, mit wem sie es hier zutun hatte. Normalerweise half das bei den meisten Leuten, wenn sie erstmal wussten, was für ein Gesicht ihr Gegenüber trug. Doch er bezweifelte, dass sein Anblick, seine grünen, kalten Augen und die bebenden, kaputten Lippen unbedingt vertrauenserweckend wirkten ... Dennoch war es besser, als sie weiterhin mit einem Gesichtslosen sprechen zu lassen.
Der Griff um ihre Schulter wurde ein wenig lockerer und er zwang sich zur Beherrschung, versuchte seine Wut ein wenig zu unterdrücken. Immerhin war es sicherlich für sie nicht leicht, wurde diese junge Frau doch gerade von einem Ereignis ins nächste geworfen. Also zwang er sich zur Ruhe und ordnete seine Gedanken. "Hör zu, du kannst entweder auf dich allein gestellt versuchen zu fliehen und wahrscheinlich diesen Bastarden in die Hände fallen, die kurzen Prozess mit dir machen ... Oder schlimmeres," er machte eine kurze Pause um die "Drohung" wirken zu lassen," oder du kommst jetzt mit mir mit. Ich werde dir nichts tun, darauf hast du mein Wort. Ich bringe dich hier weg und dann reden wir, aber jetzt ist keine Zeit für dummes, undurchdachtes Verhalten." Mochten seine Worte eine ruhige und sanfte Bedeutung haben, wirkte seine Stimme jedoch immernoch im totalen Kontrast dazu. Ein dunkles, gereiztes Murren, das weiterhin keinen Protest zuließ und nur erahnen ließ, was passieren würde, wenn sie ihm jetzt widersprechen würde.
Immer wieder liefen an ihnen Flüchtlinge vorbei, teilweise schreiend, teilweise einen Blick auf die junge Frau und ihn erhaschend, doch die Soldaten blieben zu ihrem Glück aus. An dem jungen Mädchen schaute Sargan nocheinmal zurück nach Rhevar, das in der untergehenden Sonne aussah, wie ein riesiges, loderndes Feuer. Das Dorf war ohne jeden Zweifel verloren, doch die Frage, warum es so gekommen war, genau an diesem Tag, geschunden von eben jenen Soldaten, nagte immernoch an Sargans Gedanken.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptyFr Dez 26, 2014 2:09 pm

Als sie erneut gepackt und umgedreht wurde, versteinerte Aliena. Ihr Blick war gesenkt und ihr Körper angespannt, fühlte sich an als würde er gleich zerbersten. Unter dem ganzen Lärm und dem Stimmengewirr der Umgebung zeichnete sich die Stimme des Fremden, der so ruhig und bedacht mit ihr sprach, deutlich vom Rest ab. Die Flüchtlinge, welche teilweise schreiend und weinend an ihnen vorbei zogen, schenkte sie in diesem Moment kaum Beachtung. Ihr entging nicht der bedrohliche Unterton seiner beharrlichen Worte. Sein geduldsfaden drohte zu reissen und Aliena war nicht erpicht darauf dieses Risiko einzugehen. Nachdem er zu Ende gesprochen hatte, ließ sie alles noch einmal auf sich wirken. Tatsächlich handelte es sich nur um ein paar Sekunden, ihr kam es jedoch so vor, als stünde sie eine halbe Ewigkeit auf diesem Feld. Dann löste die junge Frau die Starre ihres Körpers und wandte den Blick zurück nach Rhevar, welches in einem Flammenmeer unterzugehen schien. Die hohe Rauchsäule neigte sich unter dem Wind leicht nach Osten. Dort war nichts mehr, wohin sie zurück konnte. Aliena wandte sich wieder zu dem Fremden. " Ich folge dir.", brachte sie mit einem schweren Kloß im Hals hervor.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptyFr Jul 24, 2015 10:43 pm

Als das Mädchen endlich einwilligte, nickte er langsam. Doch schon im nächsten Moment hechtete er wieder los, wenig darauf bedacht, dass die junge Frau in seinem Schlepptau wirklich mithalten konnte, denn dafür, dass sie Schritt hielt, sorgte sein fester Griff um ihr Handgelenk, der sie zwang mit ihm mitzurennen.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie den Waldrand erreicht hatten. Der Boden wurde noch unebener als vorher, doch Sargan war sicheren Schrittes, kannte den Weg. Jede Wurzel, jeden Baumstumpf umging er geschickt und als das Schreien der Dorfbewohner und die Geräusche der ineinander fallenden Häuser, die dem Feuer nicht mehr standhielten, langsam in der Ferne verebbte, verlangsamte er seinen Schritt. Trotz des vielen Laufens war sein Atem ruhig und beherrscht und das nun eingeschlagene Tempo, das einem schnellen Wandern glich, schien trotz seines Alters, ihm ebenso wenig die Luft knapp werden.
Sie passierten ein paar Lichtungen, umgestürzte Bäume, einen kleinen Bach ... Bis sie endlich, nachdem sie einen großen Felsen umgangen hatten, stehen blieben. Hinter dem Felsen, der schräg im Boden verankert war, stand ein brauner, großer Hengst. Das Fell war lang, die Augen beinahe gänzlich von der fast schwarzen Mähne verhangen. Nur noch die Abenddämmerung erhellte den Unterstand und das Tier, auf dessen Rücken ein schlichter Sattel und mehrere Satteltaschen ruhten. Langsam ließ Sargen nun das Handgelenk der jungen Frau los, schritt auf das Pferd zu, das im ersten Moment mit dem Vorderhuf im Boden scharrte, doch als der fast gänzlich grauhaarige Mann seine Hand auf die Stirn des Tieres legte, es sacht tätschelte, beruhigte es sich.
Sargans Blick suchte, immernoch die Hand auf dem Kopf des Pferdes, mit den grünen Augen die Umgebung ab, doch sie schienen die Flüchtlinge und das Chaos hinter sich gelassen zu haben, vorerst. Und dann, stechend grün und unnachgiebig, musternd und fest, wanderte sein Blick zu Aliena, blieb auf ihrem Gesicht haften ...
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptyFr Jul 24, 2015 11:32 pm

Ihre kleine Welt versank im Chaos. Wie Nadeln stach der Lärm und das Geschrei hinter ihnen in ihre Ohren und trug zusätzlich dazu bei, dass die Angst weiter wuchs. Sein Griff schloss sich wie ein Eisenring um ihr Handgelenk und mit einem Ruck wurde Aliena mitgerissen. Ihre Beine fühlten sich wie Blei an und so stolperte sie ihm die ersten Meter nur hinterher.Die panischen Gesichter einiger Flüchtlinge, die kurz zuvor noch an ihnen vorbeigehastet waren blitzten für Sekundenbruchteile in ihren gedanken auf. Tief in ihrem Unterbewusstsein war Aliena klar, dass sie dieses Szenario noch einige Male zu sehen bekommen würde.Ein Haus stürzte zusammen und verursachte ein Tosen, so laut, dass es einen Augenblick für Aliena das einzig hörbare Geräusch war. Es war so kraftvoll und eindringlich, dass sich ihre Starre löste und Aliena nun selbstständig versuchte mit dem Fremden Schritt zu halten.Dies gestaltete sich als nicht gerade einfach - er lief sehr schnell und mit einer Leichtigkeit, die sie ihm im ersten Moment nicht zugetraut hätte. Der Boden wurde unebener und es dauerte nicht lange bis sie sich in den ersten Wurzeln verfing und strauchelte, doch der unnachgiebige Schritt des Fremden zog sie sogleich weiter.
Das Chaos auf den Ebenen hinter ihnen wurde leiser. Jetzt rauschte das Blut in ihren Ohren und Aliena war froh als sie endlich etwas langsamer laufen konnten. Ihr Atem ging schwer und sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen waren. Überdies hatte Aliena nicht die leiseste Ahnung wo er hingelaufen war, obwohl sie es hätte wissen müssen, schließlich lebte sie schon eine lange Zeit hier. Aber die Geschehnisse sorgten für Verwirrung und so registrierte sie den großen Felsen reichlich spät. Bei genauerem Hinschauen erkannte auch sie das große dunkle Pferd, dessen Augen von einer vollen, schwarzen Mähne verdeckt wurden. Als der Fremde von ihrem Handgelenk ablies, rieb sie sich die Stelle. Sie pochte etwas, doch das war jetzt nicht wichtig. Er suchte die Umgebung ab und als sie merkte, dass sein Blick auf ihr haften blieb, erschauderte Aliena unwillkürlich. Ein schmaler Lichtstrahl der schwindenden Sonne fiel durch ein paar Zweige,lies im Schatten der Kapuze das Grün seiner Augen aufflackern wie Glut.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptyFr Jul 24, 2015 11:38 pm

Er musterte sie. Eindringlich. Er gab sich nichteinmal Mühe es zu verbergen, besah sie sich von oben bis unten, bis sein Blick wieder an ihren jungen Zügen haften blieb. Wieder verging eine kurze Weile ... Dann wandte er sich dem Sattel des Pferdes zu, begann die Riemen und Gürtel zu prüfen, ebenso kurz in der Satteltasche zu wühlen.
"Wie ist dein Name ...?", kam es dann plötzlich und monoton, während Sargan weiter den Sattel inspizierte.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptyFr Jul 24, 2015 11:47 pm

Erleichterung, als er sich abwand. Sie zwang sich dazu durchzuatmen, aber es gelang ihr nicht so recht. Ihr Brustkorb fühlte sich so an als wäre ein Korsett zu eng geschnürt worden.Aliena verschränkte die Arme als sei ihr kalt, doch das war es nicht. Sie versuchte nur das plötzliche Beben ihres Körpers zu verbergen. Als seine dunkle, monotone Stimme erklang hielt sie einen Moment inne. Der Impuls sich umzudrehen und wegzurennen war so stark, dass sie dagegen ankämpfen musste ihm nicht nachzugeben. Es würde zu nichts führen, sie hatte es versucht. Vielleicht war sie dann noch elender dran als ohnehin schon. "Aliena.", sagte sie mit erstickter Stimme. Auch wenn die Gegenfrage nahe lag, sie stellte sie nicht. Im Augenblick war alles zu viel.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySa Jul 25, 2015 1:47 pm

Weiterhin hatte er ihr den Rücken zugewandt, doch bei ihrem Namen hielt er einige Momente dabei inne die Satteltaschen wieder festzuschnüren. Aliena ... Der Name brannte sich in seine Gedanken, vibrierte und zitterte. Jetzt, als er ihren Namen hörte, realisierte er es wirklich ... Realisierte er, dass seine jahrelange Suche endlich ein Ende gefunden hatte. Endlich hatte er das Mädchen, das bisher nur in Legenden und Geschichten existiert hatte vor sich stehen. Das Mädchen, für das er so viele, kostbare Jahre aufgeopfert und Risiken eingegangen war. So viele Tage, Wochen, Jahre hatte er gesucht ... Und nun stand sie da, jung, blass und unerfahren. Und dennoch so voller Potenzial und Geheimnissen, von denen sie selbst wahrscheinlich noch rein garnichts wusste.
Doch die Gedankenfahrt hielt nicht lange inne.
Ein Zischen, leise und kalt, brennend in den Ohren und im nächsten Moment hatte Sargan sich ruckartig geduckt, war mit einem Ausfallschritt zur Seite, Richtung Alienas, gehechtet, packte sie an den Schultern und drückte sie auf die Knie, hinter sich den kalten Stein. Dort wo Sargan vorher stand, steckte jetzt in dem schmuddeligen Leder der Satteltasche ein schmaler, heller Streifen Eisen, scharf wie ein Skalpell und im letzten Sonnenlicht leicht aufflackernd, da die Waffe immernoch vom Aufprall vibrierte. Sie steckte zwar seitlich, dennoch war der Einschlag heftig genug gewesen, um das Eisen in Schwingungen zu halten und hätte Sargen wohl im Normalfall locker durchbohrt. Das Pferd merkte die plötzliche Attacke und Spannung und begann laut zu wiehern, trabte unruhig ein paar Schritte vorwärts, doch der Strick am Zaumzeug, der an einem nahe gelegenen Ast befestigt war, hielt es davon ab sich weiter zu entfernen.
Sargan hatte immernoch Aliena an den Schultern gepackt, blickte sich ruckartig um und schon bald fanden seine Augen, was er suchte. Am anderen Ende der Lichtung erschienen zwei Gestalten, komplett in Schwarz gehüllt, wie aus dem nichts. Die eine groß, die andere eineinhalb Köpfe kleiner. Beide in schwarzes Leder gehüllt, auf dem sich in dunkelrot hin und wieder etwas absetzte, das an zwei von einem Kreis umrahmten Blitzen erinnerte.
Sargan drückte Aliena weiter nach unten, bevor er sich langsam erhob, den Kopf leicht gesenkt und die beiden Gestalten, die 10 Meter von den beiden weg standen, fest im Blick. Kurz leckte er sich über die trockenen Lippen und im nächsten Moment ging alles ganz schnell.
Der Mann war losgesprintet, direkt auf die beiden Gestalten zu und irgendwoher hatte er zwei Dolche gezogen, schmal und aus demselben hellen Eisen, wie das Geschoss, das jetzt in der Satteltasche steckte. Was folgte, war ein Wirrwarr aus Schwarz. Schnelle, präzise Bewegungen, die von den beiden Gestalten und Sargan wie ein eingeübter Tanz hintereinander folgten. Das Aufblitzen der Waffen und das leise Zischen, wenn Metall auf Metall traf.
Plötzlich ein weiterer Schatten, der mit einem Satz bei Aliena war, wie aus dem Nichts. Er stand vor ihr, ebenso gehockt und blickte sie mit zwei sanften, braunen Augen an. Das war jedoch auch das einzige, was von dem Gesicht der Gestalt zu sehen war. "Es ist mir eine Ehre, Sa'amin." Nuschelte die Gestalt unter dem Tuch, das seinen Mund verhüllte, hervor und senkte den Kopf zu einer verbeugenden Gestik. Von Nahem konnte man nun sehen, dass die Gewandung der Gestalten aus feinstem, bearbeitetem Leder bestand. Hin und wieder setzten sich kleine, schützende Metallplatten auf Schultern und Unterarmen ab, ebenso wie man nun erkannte, dass auch ein dunkles Oliv in die Rüstung eingearbeitet war. Und das Rot, das herausstach und von weitem nur an umkreiste Blitze erinnerte, waren in Wirklichkeit zwei geschwungene Linien, umrandet von zwei Kreisen, die ineinander übergingen; das Zeichen des Todes. Dieses Symbol prangte auf der Herzseite der Brust, wie eingebrannt und war im Großen und Ganzen das einzige, an der Ledermontur, das wirklich farbig war.
Die Gestalt hockte vor Aliena, blickte sie unnachgiebig an, während hinter den beiden immernoch Sargan mit den zwei Gestalten ringte.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySa Jul 25, 2015 9:48 pm

Innerhalb eines Augenblicks wusste Aliena nicht wie ihr geschah. Mit einem male fand sie sich auf den Knien wieder. Der Mann, dessen Namen sie noch immer nicht wusste, hatte sich so schnell gerührt, dass sie seine Bewegungen kaum registrieren konnte. Panisch suchte ihr Blick nach der Ursache und als das Pferd ein paar Schritte vorwärts machte, schaffte auch sie es den schwingenden, hellen Streifen Eisen zu erkennen. Verdammt, wo kam das her? Erneut griff die Panik mit ihrer kalten Klaue nach ihr, schnürte Alienas Kehle zu. Sie gab dem Druck des fremden nach und machte sich noch kleiner. Einen Moment lang hegte sie die Hoffnung, die Angreifer hätten sie womöglich nicht gesehen, doch Aliena wusste, dass es ausgeschlossen war. Die beiden mussten beobachtet worden sein, ohne es bemerkt zu haben. Als er dann plötzlich davon hastete, warf sie ihm einen vorsichtigen Blick hinterher und bemerkte seine zwei Gegenüber. Ein Gefühl, das fast schon Sorge glich, flutete ihre Gedanken. Sie wusste, dass sie es nicht schaffen würde allein von diesem Ort zu verschwinden und selbst doch, wohin? Aliena zählte in gewisser Weise auf den fremden, zumindest so lange, bis ihr etwas anderes einfiel. Er musste einfach siegreich aus dieser Auseinandersetzung hervor gehen. Er musste.
Sie registrierte den Schemen am Rande ihres Sichtfeldes und ein kalter Schauer fuhr durch Mark und Bein. Aliena versuchte aus Reflex nach hinten zu weichen, stieß sich den Kopf am kalten Felsen und erstarrte mit schreckensgeweiteten Augen. Eine dritte Gestalt, die sich vor sie hockte. Sofort erwartete sie gleich einen kalten Stahl an ihrer Kehle oder in den Rippen zu spüren oder dass er sie packte und mit sich riss. Doch da war dieser sanfte Blick aus zwei großen braunen Augen, der fesselnd auf sie wirkte. Er stand im genauen Gegensatz zur ganzen Situation und verwirrte sie vollends. Als seine Stimme ertönte und sie die Worte hörte, die er sprach, glaubte sie sich verhört zu haben. Sa- was? „Nein“, stammelte Aliena und ihr Blick blieb an dem roten Symbol auf seiner linken Brust haften. Das Symbol, so schlicht, in das wunderbar geschmeidige Leder eingearbeitet, schien sie förmlich anzuschreien. Mit einem Male bemerkte sie das Starren des Fremden. Noch immer hockte er vor ihr und machte den Eindruck, als würde er etwas von ihr erwarten. Alienas Körper zitterte vor Anspannung und dann, ohne, dass sie darüber nachdachte, sprang sie auf und versuchte davonzuhasten.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySa Jul 25, 2015 11:25 pm

Die Gestalt ließ sie laufen, zumindest vorerst ... Denn schon nach wenigen Sekunden sprang sie auf, folgte der jungen Frau auf leisen, fast lautlosen Sohlen.
Sargan, der sich immernoch mit den beiden Angreifern beschäftigte, rückte in die Ferne und lediglich die Geräusche des Kampfes hallten noch einige Augenblicke durch den immer dunkler werdenden Wald.
Die schwarze Gestalt folgte Aliena auf schnellen Füßen, war dabei aufzuholen ...
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySa Jul 25, 2015 11:55 pm

In haltloser Panik stürmte sie davon, ohne zu wissen in welche Richtung sie lief. Aliena hätte genauso gut den Weg zurück laufen können, denn die junge Frau hatte die Orientierung vollends verloren. Immer wieder hielten kleine Äste und Zweige sie fest, einmal hörte sie das Reißen des Stoffes. Sie hatte sich den ärmel zerissen, doch das war das letzte, was sie im Moment interessierte. Sie musste es wissen, sie musste wissen, ob die Gestalt noch hinter ihr war.Mit all dem Mut, den sie in dieser Sekunde aufbringen konnte, wagte Aliena einen schnellen Blick nach hinten. Er verfolgte sie mit schnellen, leichtfüßigen Schritten, kam immer näher so dass es ihr vorkam, als stünde sie still.Ihre Schritte beschleunigten sich noch einmal.Waren diese Leute denn verrückt geworden?Was wollten sie von ihr, verdammt?! Aliena wollte nur noch weg, nichts sehen und nichts hören, sich irgendwo in eine Ecke kauern und warten, bis das Grauen verging.All die Steine und Wurzeln, die vom Laub des Waldes verborgen waren, erschwerten das Vorankommen und Aliena verfing sich mit dem Fuß in einer Wurzel. Keuchend stürzte sie der Länge nach zu Boden, schlitterte etwas auf dem feucht werdenden Laub und fiel dann einen steilen Abhang hinunter. Sie fiel einen Moment frei, dann schlug sie auf, rutschte und rollte den rest des Abhangs hinunter, riss sich die Haut an spitzen Felsbrocken auf und kam dann mit einem dumpfen Aufprall zum liegen. Vor ihren Augen drehte sich alles und für eine Sekunde fühlte sich ihre Lunge völlig leer an. Langsam holte sie Luft und ein stechender Schmerz fuhr durch ihre rechten Rippen. Ihr Körper krümmte sich zusammen, dennoch setzte Aliena sich leicht auf in der Versuchung, sich irgendwie zu orientieren und vor allem um festzustellen, wo sich ihr Verfolger befand.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Jul 26, 2015 12:36 am

Das einzige, was man oben auf dem Hang sehen konnte, war die schwarze Gestalt, die kurz an einem schiefen Baum, der so aussah, als würde der nächste Windstoß ihn ebenso mit Leichtigkeit den Hang herunterreißen, stehen blieb und auf Aliena herabblickte. Und dann, wie aus dem Nichts eine weitere Gestalt, die die Vordere packte, den Unterarm heftigst gegen die Kehle drückte. Das Röcheln und erstickte Kämpfen schien einige Augenblicke lang das einzige zu sein, was man im Wald hören konnte und dann, dumpf und nun jegliche Leichtfüßigkeit verloren, ging der Körper zu Boden.
Sargan ließ von dem Assassinen ab, wischte sich die behandschuhten Hände einfach aus einer blöden Angewohnheit heraus, an der Lederhose ab und warf noch einen letzten, verächtlichen Blick auf sie, bevor er über den Körper stieg und sich mit geschicktem Schritt den Hang herunterwagte. Sein Blick ruhte auf Aliena, die alles andere, als gut aussah. Diese elenden Assassinen ... Wie konnten sie so schnell ihre Spur aufgenommen haben?! Wie hatten sie es geschafft sie so schnell und dann auch noch im selben Moment wie er, ausfindig zu machen?! Diese elenden Assassinen. Er hatte sie nichteinmal kommen hören.
Kopfschüttelnd über sich selbst erreichte er das Ende des Hanges. Erst jetzt merkte er, wie ihm das Atmen immer schwerer fiel und die Erschöpfung begann an ihm zu nagen, ebenso wie einen stechenden Schmerz am Schulterblatt. Wahrscheinlich hatte einer der Angreifer einen Treffer gelandet, als Sargan aus dem Augenwinkel die Richtung in die Aliena und ihr Verfolger gestürmt waren, ausfindig machen musste. Dumm. Alle drei Causa waren keine Experten. Seltsam, wenn man bedachte, worum es hier ging. Warum schickte die Gilde derartige Anfänger hinter ihnen her? Begannen sie ihn zu unterschätzen?
"Aliena." Es war lediglich ein Ausruf ihres Namens, um ihre Aufmerksamkeit völlig auf ihn zu lenken. Das Mädchen wirkte verängstigt, geschockt ... Von der Situation völlig überfordert. Der Mangel an Empathie war es jedoch, der in Sargan ihre Reaktion lediglich als kindisch und spöttisch abschätzte und somit machte er sich nicht einmal die Mühe seine Tonlage ruhig oder vertrauenerweckend wirken zu lassen. "Steh auf."
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Jul 26, 2015 1:11 am

Ein Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Abhang, von dem sie vor wenigen Sekunden herunter gefallen war. Sie sah, wie ihr Verfolger zu Boden ging und die Gestalt des fremden, der sie auch aus dem Dorf geholt hatte hoch über ihm aufragte.Aliena wusste nicht, welche Vorstellung sie schlimmer fand:Dass sie von einem kranken Bastard durch den Wald gehetzt wurde oder gerade eben von einem gerettet wurde.Sofern man dies als Rettung bezeichnen konnte, immerhin hatte sie keine Ahnung was er eigentlich wollte.Er wollte sie wegbringen, das war klar.Und dann?
Wie gern sie jetzt durchgeatmet hätte, doch es gelang nicht.Dies lag einerseits daran, dass Aliena sich noch immer in einer verzwickten Lage befand und die Vorstellung mit ihm zu kommen alles andere als angenehm war, andererseits an ihrer Seite. Es schmerzte bei jeder Bewegung, mochte sie noch so klein sein. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er sich mit geschickten Bewegungen den hang hinunter bewegte. bei den Göttern, hoffentlich war niemand mehr in der Nähe. Noch einen Sprint durch den Wald würde Aliena nicht schaffen. Seine dunkle, monotone Stimme wurde zum Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Sein Näherkommen allein genügte um sie zum Aufstehen zu animieren.Er verursachte ihr ein enormes Unbehagen und die Vorstellung in dieser Position noch kleiner zu sein als sie es ohnehin schon war, tat ihr übriges.Unter großer Anstrengung richtete sie sich auf,die Hand an ihrer rechten Seite.Es lies sich unschwer erkennen, dass Aliena ein schmerzerfülltes Stöhnen zu unterdrücken versuchte.Endlich stehend, war ihre Haltung schief und leicht nach vorn gebeugt.Ihr Blick suchte sein Gesicht, doch da war nur Schwärze.Das letzte bisschen Tageslicht schwand zunehmens und es wurde langsam zu dunkel für sie um noch etwas erkennen zu können.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Jul 26, 2015 5:46 pm

Sein Blick ruhte unentwegt auf der jungen Frau, während jene sich aufrichtete. Doch das, was er sah, gefiel ihm ganz und garnicht. Sie hatte Probleme aufzustehen, gar sich auf den Beinen zu halten. Der Sturz den Hang hinunter hatte seine Spuren gelassen und anscheinend nicht nur äußerlich. Das fehlte ihnen noch. Wenn ein weiterer Angriff folgen würde, wenn sie wieder fliehen mussten ... Das war alles andere als gut.
Die Frage, ob sie laufen könne, behielt er für sich, stattdessen sah er sich nocheinmal genaustens um, lauschte, doch der Wald war ruhig, die Blätter raschelten regelmäßig in der leichten Abendbrise und lediglich der Gesang der Vögel durchdrang hin und wieder das natürliche Lied der Bäume.
Sargan sah nocheinmal zu Aliena, räusperte sich kurz, nur um dem Geschmack von Blut und Auswurf in seinem Mund platz zu machen, bevor er die Stimme erhob. "Du wartest hier. Rühre dich nicht vom Fleck ...", brummte er und wandte sich dann langsam dem Hang zu. Ein hohes Risiko, ja, doch ihm war klar, dass die Sekte Aliena kein Haar krümmen wollen würden. Allein dieser Sturz und dessen Auswirkungen ... Hätte einer der Causa sie so zurückgebracht, hätte sie das mindestens ein paar Finger, Abstinenz und eine gewisse Zeit in den Katakomben gekostet. Sargan selbst war das Ziel, das ausgeschaltet werden musste, nicht Aliena. Sollten sie wiederkommen, sie in der Zwischenzeit, während er das Pferd holte, sie an sich reißen ... Nun, Aliena war selbst kaum in der Lage zu laufen. Das Risiko war zwar da, doch er musste das Pferd holen, durfte nicht weiter riskieren, dass die junge Frau sich überanstrengte, solange er nicht wusste, was sie für Schäden davongetragen hatte.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Jul 26, 2015 6:11 pm

Gern hätte sie gelacht. Rühr dich nicht vom Fleck- das musste er ihr nicht zweimal sagen. Was nicht bedeutete, dass Aliena es gern getan hätte. Ihr Blick folgte ihm, als er sich umwand und auf den Hang zuschritt. Erst jetzt fiel ihr wieder das Pferd ein, welches an dem großen Felsen angebunden wartete. Zumindest hoffte sie, dass er es holte.
Am liebsten hätte sie sich wieder hingesetzt um auf den Fremden zu warten, aber sie hatte große Mühe gehabt wieder hoch zu kommen und das Hinsetzen würde wahrscheinlich auch Schmerzen bereiten.
Als Aliena allein am Fuß des Hanges stand, horchte sie so konzentriert, dass sie einen Moment vergaß zu atmen. Außer dem Rauschen des Blattwerks und dem Zirpen einiger Grillen hörte sie nichts. Fast schon erwartete sie, dass aus der ferne das Schreien der Menschen ertönte, doch wahrscheinlich war längst niemand mehr übrig, der noch schreien konnte. Dann erreichte sie ein anderer Gedanke: Was, wenn aus dem Unterholz ein weiteres dieser Messer geflogen kam? Sofort hatte sie dessen unangenehmen Klang im Ohr, dieses kalte, scharfe Surren und das schneidende Geräusch, als das Leder der Satteltasche durchbohrt wurde. Aliena erschauderte und ihr nervöser Blick suchte in der Dämmerung nach etwas, das potentiell gefährlich sein konnte. Ein stechender Schmerz durchschlug ihre Seite und wieder zukcte sie leicht, krümmte sich noch etwas weiter um irgendwie zu entlasten.Zu schnell eingeatmet.... Aliena hoffte, dass er nicht allzu lang brauchen würde.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Jul 26, 2015 9:45 pm

Nach einer ganzen Weile kündigte zuallererst ein rauchiges, raues Husten von Sargans Kommen. Das Pferd in einem langsamen Trab durch die Bäume führend, kam er zwischen den Bäumen hindurch, die Kapuze wieder tief ins Gesicht gezogen und den Blick aufmerksam auf die Umgebung gerichtet. Einige Meter vor Aliena blieb er stehen, schwang sich von dem braunen Hengst und führte es an den Zügeln so nah wie möglich an Aliena heran.
Jetzt gab es nur noch ein viel größeres Problem: wenn sie wirklich innerlich etwas durch den Sturz abbekommen hatte, vorallem, wenn es die Rippen waren, war Reiten eine reine Tortur. Egal, was sie hatte, sie mussten schnell Land gewinnen und sich dann um die Verletzungen kümmern. Das Risiko, dass sie durch das Reiten Schmerzen und Qualen leiden musste, war ihm deutlich lieber als ein weiterer Angriff der Sekte ... Bei letzterem war er sich jedenfalls sicher, dass es bei einem zweiten Zusammenstoß blutig enden würde und das konnte und wollte er nicht zulassen.
"Schaffst du das alleine, oder brauchst du Hilfe?" Er zog das Pferd nah an sie heran, bis es seitlich vor ihr stand. Mit einer Hand klopfte er auf den Sattel, um damit anzudeuten, dass sie aufsteigen sollte.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptySo Jul 26, 2015 10:08 pm

Sein Husten riss Aliena aus ihren Gedanken und kurz wunderte sie sich darüber, wie erleichternd seine Ankunft war. Er kam auf dem Pferd geritten und stieg einige Meter vor ihr ab. Wenigstens hatten die Angreifer das Pferd nicht getötet, sonst wäre es noch schwieriger von hier weg zu kommen. Als er das große Tier an sie heran führte und ihr die Frage stellte, ob sie denn Hilfe benötigte, antwortete Aliena nicht. Sie wusste nicht, ob sie es allein konnte und so streckte sie die Linke nach dem Sattelhorn aus, umklammerte es fest. Da war es wieder, ein Ziehen in ihrer Seite, doch es war erträglich. Erst als sie ihren Fuß in den Steigbügel stellte, kam der Schmerz mit Macht zurück und presste ihr die Luft aus der Lunge. Aliena nahm sich zusammen, holte Schwung und zog sich nach oben. Allerdings kam sie genauso schnell wieder hinunter. Ihre Kiefer klappten hörbar aufeinander und sie verzog das Gesicht. Der Schmerz war stark und strahlte weit aus. Sachte ausatmend schüttelte sie leicht den Kopf, allein schaffte sie es nicht in den Sattel.
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BeitragThema: Re: Kapitel 5 (Sargan, Aliena)   Kapitel 5 (Sargan, Aliena) EmptyFr Jul 31, 2015 1:56 pm

Mit verzogenem Gesicht beobachtete er, wie Aliena versuchte auf das Pferd zu steigen - erfolglos. Das war schlecht. Sehr schlecht. Sie mussten schnellstmöglich Land gewinnen und sich um ihre Verletzungen kümmern.
Lange überlegte er nicht mehr, sondern ging auf Aliena zu, legte, ohne Vorwarnung, an ihren Rücken und unter ihre Oberschenkel jeweils einen Arm und im nächsten Moment hatte er sie schon vorsichtig auf seine Arme gehoben. Sein Griff war zwar vorsichtig, doch unnachgiebig und fest und er schien keine Probleme zu haben Alienas Körper auf das Pferd zu heben, bis sie dort richtig Platz gefunden hatte.
Kurz darauf, nach einem leisen Räuspern und einem weiteren, intensiven Umsehen, schwang er sich selbst auf das braune Tier und nahm hinter ihr Platz. Als er sie Zügel umfasst, gab er darauf acht mit seinen Armen nicht ihren Oberkörper zu berühren. Mit einem Schnalzen der Lederriemen, ließ er den Hengst in einen schnellen Trab ansetzen, hinein in die Dunkelheit des Waldes.
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